Design Thinking für die öffentliche Beschaffung Reihe Teil 6

In diesem Teil des Design-Thinking-Prozesses dreht sich alles um das Thema „Anforderungen definieren“.

Ausgangssituation ist, dass wir in den vorherigen Phasen „Verstehen, Beobachten und Analysieren“ viel Wissen über die Nutzenden und ihre Probleme aufgebaut und gesammelt haben. Je nach Teamgröße haben wir beispielsweise 10 – 20 qualitative Interviews durchgeführt, mehrere Nutzende in ihrem Alltag beobachtet, Extremnutzer-Analysen durchgeführt und die Rahmenbedingungen der Nutzenden durchleuchtet. 

 

Methoden-Baukasten

Ziel der Methoden im Abschnitt „Anforderungen definieren“ ist es, dieses Wissen Schritt für Schritt zu verdichten, sich bewusst zu machen und letztendlich in eine zentrale Problemstellung bzw. Problemhypothese umzuwandeln.

Die Problemhypothese ist dabei der „Höhepunkt“ dieser Phase und bildet die Ausgangssituation für die zukünftigen Ideen und Lösungen.    

 

Nutzer-Motivations-Analyse

Vorteilhaft ist es, sich nach all den Beobachtungen und Interviews erneut auf die Bedürfnisse und Hindernisse zu konzentrieren und diese schriftlich gegenüberzustellen.  


Nutzer-Motivationsanalyse

 

Wenn Workshops durchgeführt werden, zeigt es sich immer wieder, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer überrascht davon sind, welch tiefes Verständnis sie vom Nutzenden erlangt haben und dass dieses Wissen nichts mehr mit den Anfängen und der ersten Annäherung zu tun hat.  

 

Persona

Die Entwicklung einer Persona ist vermutlich die bekannteste Methode aus dem Design-Thinking-Prozess. Mit dem gesammelten Wissen wird eine Person definiert, welche in Zukunft die Person ist, für die alle Lösungen erarbeitet werden.

Um ein möglichst klares Bild der Persona aufzubauen, ist es vorteilhaft, möglichst viele Persönlichkeitsmerkmale (neben Name, Alter und Familienstand) zu definieren. Hierunter können fallen:

  1. Was er/sie nicht mag
  2. Lieblingsreiseziel
  3. Position im Unternehmen
  4. Lebensmotto
  5. Typischer Berufsalltag
  6. So lernt er/sie am liebsten
  7. Berufserfahrung
  8. Berufliches Ziel

 

Anbei ein Beispiel für die Persona Monika Akquise, die wir im KOINNO-Workshop erarbeitet haben. Monika Akquise ist eine Person, welche in Unternehmen für die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen zuständig ist und für die wir Lösungen erarbeitet haben:

 

Persona

 

Dabei ist es vollkommen normal, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Workshop, die diese Methode erstmals umsetzen, irritiert sind. Letztendlich werden alle Nutzer, die man kennengelernt hat, über „einen Kamm geschoren“ und dieses Vorgehen wird den Einzelnen natürlich nicht gerecht.

Es ist aber zentraler Bestandteil, um fokussiert an nutzerzentrierten Lösungen zu arbeiten.

In dieser Phase kommt es auch nicht selten vor, dass man zu Beginn davon ausgeht, dass es mehrere Nutzende gibt. Beispielsweise wurde im oben genannten Fall (Wer ist die Persona für die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen?) im Ursprung primär über drei unterschiedliche Nutzer diskutiert:

  • BID-Manager/in in größeren Unternehmen,
  • Geschäftsführungs-Assistenz in mittleren Unternehmen und
  • Geschäftsführung in kleinen Unternehmen

Hier hilft es zu überlegen, ob die Probleme dieser Nutzenden starke Unterschiede aufweisen oder nicht.

  1. Sofern die Probleme bei allen Zielgruppen überwiegend deckungsgleich sind, fokussiert man sich auf die Persona mit der größten Anzahl an Nutzenden.
  2. Sofern die Probleme der Zielgruppen unterschiedlich sind, sollte man für jede Zielgruppe eigene Lösungen erarbeiten.

Womit wir beim Höhepunkt im Problemraum angelangt wären: Der Problemhypothese

 

Problemhypothese

Aus den gesammelten Erkenntnissen über die Nutzenden und ihre ungelösten Bedürfnisse wird die Problemhypothese erarbeitet. Darin wird beschrieben, für welche Persona, welches Problem gelöst werden soll. Die Problemhypothese wird dabei bewusst als Frage formuliert.

Es hat sich in der Vergangenheit als sehr zielführend gezeigt, dass zu Beginn alle Teilnehmenden für sich oder in 2er-Teams eine Problemhypothese formulieren und hiernach in der Gruppe ein gemeinsamer Satz entwickelt wird.

Zum einen kann man davon ausgehen, dass grundsätzlich Konsens besteht bzw. es keine grundlegenden Abweichungen gibt. Zum anderen hat es den Vorteil, dass die vorhandenen kleineren Abweichungen in Diskussionen zu einer noch größeren Schärfung führen.   

Hier ein Beispiel für die Problemhypothese zur oben beschriebenen Monika Akquise:

Problemhypothese

Steht die Problemhypothese, gilt es, dass zukünftig alle Lösungen diesem Problem gerecht werden müssen.

 

Weiteres Vorgehen

Und damit geht es im 7. Teil weiter. Wir verlassen den „anstrengenden“ Problemraum und beschäftigen uns mit den Dingen die Spaß machen: Kreativitätstechniken.

 

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Sie möchten diese und andere Methoden praktisch üben und anwenden? Dann melden Sie sich doch zu unserem kommenden Design-Thinking-Workshop an. Wir freuen uns auf Sie!