Der Design-Thinking-Prozess besteht aus sechs Schritten. Jeder dieser Schritte ist klar definiert und die ausgewählten Methoden konzentrieren sich ausschließlich auf den ausgewählten Schwerpunkt.

In diesem Teil soll sich alles um den Prozess „Situation verstehen“ drehen.    

 

Methoden-Baukasten

Alle Methoden rund um das Thema „Situation verstehen“ konzentrieren sich auf das Ziel, ein gemeinsames Verständnis für die Nutzenden aufzubauen und zu überlegen, welche Problemstellungen und Herausforderungen diese haben.

Bei der Anwendung der Methoden existieren drei Prämissen für die Moderation:

  1. Verantwortung übernehmen: Die moderierende Person kennt den Prozess und legt die Regeln im Miteinander fest.
  2. Divergieren: Zu Beginn gilt es Methoden zu wählen, um Wissen anzusammeln, Vielfalt zu erfassen, in die Breite zu gehen und sich überraschen zu lassen.
  3. Konvergieren: Im weiteren Verlauf wird das gesammelte Wissen durch weitere Methoden sortiert und priorisiert bzw. durch Fokussierung eine Entscheidung bzw. ein Konsens gefunden.

Im Folgenden betrachten wir die Methoden „Situation verstehen“ am Beispiel öffentlicher Einkauf.

 

User-Journey

Die „klassischste“ Methode für die Wissensgewinnung ist die User-Journey. Die Zielgruppe unterteilt zuerst sein Verhalten in verschiedene Phasen. Im öffentlichen Einkauf könnten dies sein:

  1. Bedarfsträger über Vergaberecht und -prozess informieren
  2. Bedarfsanfrage
  3. Identifizieren von Lücken und Anpassungsbedarf in der Leistungsbeschreibung usw.

 

Dabei wird detailliert beschrieben,

  • was in diesen Phasen jeweils passiert (Story) bzw. welche konkreten Inhalte dort passieren,
  • wer in dieser Situation handelnd oder passiv involviert ist (Stakeholder) und
  • welche Bedürfnisse und Hindernisse bei der Zielgruppe in dieser Phase bestehen

 

Für die Phase „Bedarfsanfrage“ könnte dies wie folgt aussehen:

Phase

Bedarfsanfrage

Story

Bedarfsträger kontaktiert Vergabestelle, da ein Auftrag vergeben werden soll

Stakeholder

Bedarfsträger, öffentlicher Einkäufer

Bedürfnis

Eindeutiges Leistungsverzeichnis, vollständig und rechtzeitig

Hindernis

Bedarfsträger kennt Vergabeprozess nicht/Mehrwert der Vergabestelle wird nicht gemessen

 

Somit erhält man einen sehr guten Überblick und zugleich ein gemeinsames Verständnis zur Zielgruppe. Wobei es vor allem spannend ist, wenn unterschiedliche Ansichten zu den Abläufen bestehen.

 

Stakeholdermap

Auf der Stakeholdermap werden alle Beteiligten visualisiert, welche in irgendeiner Weise innerhalb des Prozesses involviert sind. Dies führt zu einer Übersicht, wer in den weiteren Entwicklungsprozessen eingebunden werden muss und in welcher Beziehung die Stakeholder zueinander stehen.

 

Dies könnte für den öffentlichen Einkauf wie folgt aussehen:

 

 

Markt-Trend-Analyse

Neben der User-Journey lohnt es immer wieder auch die Rahmenbedingungen der Beteiligten näher zu betrachten. Hier hilft die Markt-Trend-Analyse. Mit Hilfe dieser verschafft man sich einen Überblick über relevante Entwicklungen, welche zusätzlich Einfluss auf das Verhalten der Zielgruppe hat. Dies könnten z.B. regulatorische Trends oder technologische Veränderungen sein.

In einem Koordinatensystem wird auf der y-Achse das Differenzierungspotenzial und auf der x-Achse das Substitutionspotenzial eingetragen. Dabei steht Differenzierungspotenzial für Trends, welche die Phasen „verschärfen“ können und Subsitutionspotenzial für Veränderungen, welche die Phasen ersetzen würden.  

 

Hier ein Beispiel:

 

Im öffentlichen Einkauf könnte eine neue Vergabereform die Arbeit verschärfen (bzw. erleichtern) und neue E-Vergabe-Lösungen die Arbeit in Zukunft substituieren.

 

Weiteres Vorgehen

Nachdem wir nun ein gemeinsames Verständnis haben, wer unsere Zielgruppe ist, werden wir im nächsten Teil der Beitragsreihe aufzeigen, wie wir dieses Wissen in den Prozess „Beobachten und Analysieren“ integrieren.

 

Viel Spaß bei der Anwendung und bis zum nächsten Mal.

 

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