Das Verfahren der Wahl für Bedarfe, deren Anforderungen noch nicht konkret beschrieben werden können

Der Wettbewerbliche Dialog ist ein Vergabeverfahren, das ausschließlich für Vergaben oberhalb der EU-Schwellenwerte in Frage kommt. Auf Grund der Kombination verschiedener Elemente aus anderen Vergabeverfahren, insbesondere des Verhandlungsverfahrens mit Teilnahmewettbewerb (-> KOINNO-Toolbox), ist es besonders geeignet für den Beschaffungsprozess von Bedarfen, die noch nicht abschließend beschrieben werden können.

Das bedeutet, dass der Bedarf bereits bekannt ist, aber hinsichtlich der technischen Anforderungen, der rechtlichen Rahmenbedingungen oder der Kosten eines Vorhabens nicht vollständig beschrieben werden kann. Für die Klarstellung soll allerdings das Know-how der Bieter-Seite einbezogen werden, so dass beide Seiten im Dialog gemeinsam eine geeignete Lösung zur Bedarfsdeckung entwickeln.

 

Der Austausch vorab des eigentlichen Vergabeverfahrens führt zu innovativeren Lösungen

Die Flexibilität des Verfahrens ist um ein vielfaches höher als bei anderen gängigen Verfahren im Oberschwellenbereich. Auf Grund der Möglichkeit, mit potentiellen Anbietern vor dem Ausschreibungsprozess in einen Dialog zu treten und gemeinsam für den Bedarf eine Lösung zu finden, erhöht zudem die Innovationstauglichkeit dieses Verfahrens. Dies gelingt allerdings nur, wenn zuvor eine entsprechende Aufwandsentschädigung für die Bieter vereinbart und die Vertraulichkeit eindeutig geregelt ist.

Auf Grund der Komplexität des Bedarfs und der Entwicklung einer Lösungsmöglichkeit ist für dieses Verfahren vergleichsweise mehr Zeit einzuplanen. Neben der zeitlichen Komponente ist ebenso eine lückenlose Dokumentation wichtig (-> KOINNO-Toolbox).

 

Wettbewerblicher Dialog in der innovativen öffentlichen Beschaffung

Quelle: „Anwendung von Werkzeugen der innovativen öffentlichen Beschaffung in der Praxis – eine Analyse der TED-Datenbank“ des FoRMöB der Universität der Bundeswehr München

 

Die Berliner Stadtreinigung (BSR) beschaffte Abfall- und Wertstoffbehälter mit Hilfe des Wettbewerblichen Dialogs

Die BSR musste sich aus mehreren Gründen auf die Suche nach einer neuen Lösung für ihre Abfall- und Wertstoffbehälter machen, Nicht nur waren die Preise für die bisher verwendeten Kunststoffbehälter gestiegen, die Lieferanten kamen ihren Lieferverpflichtungen auch nicht nach. Um die Leistungserbringung langfristig zu gewährleisten und Kosten einzusparen, wurde ein Projekt durchgeführt, das schlussendlich in einen Wettbewerblichen Dialog führte.

Das Ergebnis: zwei Bieter bekamen Rahmenvereinbarungen über vier Jahre und es konnten Kosten im zweistelligen Prozentbereich eingespart (-> KOINNO-Praxisbeispiel). Für dieses innovative und nachhaltige Vorgehen wurde die BSR als Preisträger des Awards „Innovation schafft Vorsprung“ 2018 ausgezeichnet (-> Award „Innovation schafft Vorsprung“).

André Lange, Gruppenleiter Kommunaltechnik Zentrale Dienste bei der Berliner Stadtreinigung (BSR)André Lange, Gruppenleiter Kommunaltechnik Zentrale Dienste bei der Berliner Stadtreinigung (BSR): „Das positive Feedback der Bewerber sowie deren rege Beteiligung an den Dialoggesprächen, freute uns sehr. Über den Markt lernten wir viele interessante neue Fakten kennen, die uns halfen, diesen besser zu verstehen und ein konstruktives Gesamtkonzept zu erstellen. Der Wettbewerbliche Dialog ist für uns ein willkommenes Werkzeug für komplexe Sachverhalte.“

 

Die Stadt Offenburg plante ein Einkaufsquartier in ihrer Innenstadt

Ein Areal von etwa 12.500 Quadratmeter in der Nördlichen Innenstadt  von Offenburg sollten für ein Einkaufsquartier genutzt werden. Das Ziel war somit klar, allerdings mussten alle damit zusammenhängenden Fragen erst noch geklärt werden. Dies geschah dann im Rahmen eines Wettbewerblichen Dialogs, an dem anfänglich 13 Bieter beteiligen wollten. Letztlich fand die Dialogphase mit drei Bietern statt. Das Ergebnis: bis Herbst 2020 soll das neue Rée-Carré fertig gestellt sein (-> KOINNO-Praxisbeispiel).

 

Oliver Martini, Baubürgermeister der Stadt OffenburgOliver Martini, Baubürgermeister der Stadt Offenburg: „Das Wettbewerbliche Dialogverfahren hat uns als Stadt die Chance gegeben, die bestmögliche Lösung für diese herausragende Aufgabe in der Stadtentwicklung zu finden. Mittlerweile hat sich die Form des Dialogverfahrens bei unseren Projekten etabliert und wir praktizieren es bei unterschiedlichsten Grundstücksentwicklungen, natürlich immer modifiziert in Abhängigkeit von der Aufgabenstellung“.

 

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FoRMöB/ KOINNO (2017): „Anwendung von Werkzeugen der innovativen öffentlichen Beschaffung in der Praxis – eine Analyse der TED-Datenbank“