Laut einer Untersuchung liegt die Schadenssumme bei fünf Milliarden Euro jährlich. Insgesamt sind die Kosten der Korruption demnach deutlich höher als bislang in Europa angenommen.

Korruption kostet die EU-Staaten weitaus mehr als bislang angenommen. Dies ergab eine vom EU-Parlament veröffentlichte und von der amerikanischen Non-Profit-Organisation Rand Corporation durchgeführte Studie, wonach im Zusammenhang mit dem Betrug jährlich bis zu 990 Milliarden Euro an Kosten anfallen. In der Studie wurden viele Formen von Korruption untersucht, mit denen sich Firmen privilegierten Zugang zu öffentlichen Aufträgen beschaffen – etwa durch Bestechungsgelder oder die Ausübung einer Machtposition.

Aufgrund einer neuen Methodik liegt die nun ermittelte Spanne weitaus höher, als es der 2014 von der EU-Kommission vorgestellte Korruptionsbekämpfungsbericht vorgibt. Den Grund dafür sehen die Studienautoren darin, dass in den Annahmen der EU-Kommission nur die direkten Auswirkungen – etwa in Form von verlorenen Steuereinnahmen – berücksichtigt wurden. Bei der Methodik von Rand wurden auch die indirekten Effekte, beispielsweise durch die Abschreckung der Unternehmen vor einem Investment, mit einkalkuliert.

Den Ergebnissen zufolge fallen allein fünf Milliarden Euro pro Jahr unter die Korruptionsrisiken im öffentlichen Beschaffungswesen, das zuvor in dem Korruptionsbekämpfungsbericht der EU-Kommission bereits als besonders anfällig angesehen wurde. Als häufigste Formen sehen die Autoren dabei an, dass Beschaffungsmaßnahmen nur an bestimmte Unternehmen ausgeschrieben werden, oder Alternativbieter nur wenige Tage Zeit erhalten, um auf die Ausschreibung für einen neuen Vertrag zu reagieren.

Die Autoren sprachen außerdem drei Handlungsempfehlungen aus, mit denen die Einbußen in einem ersten Schritt um mehr als 70 Milliarden Euro reduziert werden können. Schnelle Abhilfe schaffen können demnach in einigen Ländern bewährte Kontrollmechanismen, eine europaweit organisierte Staatsanwaltschaft und ein EU-weites Beschaffungssystem:

  • Der vor dem EU-Beitritt in Bulgarien und Rumänien angewendete Kooperations- und Verifizierungsmechanismus (CVM) könne die Korruptionskosten in anderen Mitgliedsstaaten um 70 Milliarden Euro jährlich reduzieren.
  • Eine Europäische Staatsanwaltschaft (EPPO) könne das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) bei den Untersuchungen unterstützen und so jährlich weitere 200 Millionen Euro einbringen.
  • Die Implementierung eines EU-weiten Beschaffungssystems könne die Schäden durch Korruption jährlich um 920 Millionen Euro drücken.

Webseite der Rand Corporation zur Studie "The Cost of Non-Europe in the Area of Corruption"