Unter diesem Leitsatz fand die von der Bundesbeschaffung GmbH und der IÖB veranstalteten Ecovation am 26. und 27. November 2018 in Wien statt. Dabei wurde das Verhältnis von Nachhaltigkeit und Innovation zueinander und deren Mehrwert für die öffentliche Beschaffung in verschiedenen Vorträgen und Workshops hervorgehoben.

Nachhaltigkeit und Innovation sind nicht immer zwei Seiten einer Medaille

In vielen Entscheidungen im öffentlichen Beschaffungswesen sind beide Ziele eng miteinander verknüpft. Ein Credo der Konferenz war: „Innovation schiebt Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeit schiebt Innovation“. Insofern lassen sich beide Themenkomplexe nicht immer klar voneinander trennen. Ein Beispiel für die Verknüpfung von Innovation und Nachhaltigkeit ist der Aufbau eines E-Carsharings, denn die Nutzung von E-Autos führt automatisch zu einer Verbesserung der Luftqualität. Ein Beispiel dafür, dass es auch Projekte mit starkem innovativen Fokus gibt, stellt die Einführung eines Dashboard-Systems bei der Berliner Stadtreinigung dar. Das System sorgt dafür, dass verschiedene Einkaufskennzahlen auf Knopfdruck generiert werden und so das Einkaufscontrolling digitalisiert und optimiert wird.

Professionalisierung des Beschaffungswesens als Schlüssel

Vielfach wurde auf der Konferenz angemerkt, dass die öffentliche Beschaffung professioneller werden müsse. Mit dem neuen Vergaberecht haben sich die Rahmenbedingungen verändert. Das Vergaberecht ist nicht mehr nur ein Rechtsrahmen, sondern ein Instrument, um strategische Ziele zu erreichen. Damit verbunden ist jedoch ein Fortbildungsbedarf, denn dafür sind weitere Kenntnisse über Instrumente und Methoden zur Beschaffung von Innovationen wie auch über die Anwendung von betriebswirtschaftlichen Methoden wie die Lebenszykluskostenberechnung notwendig.

Ecovation Nachhaltigkeit und Innovationen

Interne und externe Prüfungsabteilungen hemmen Beschaffer dabei, neue Wege zu gehen

Eine Studie der Universität der Bundeswehr München von 2016 bzw. 2018 hat ergeben, dass ein Großteil der öffentlichen Beschaffer immer noch nach Vergaberechtskonformität strebt, während strategische Zielsetzungen eine ungeordnete Rolle spielen. Dahinter verbirgt sich oft die Befürchtung, von internen und externen Rechnungsprüfern gerügt zu werden. Neue Wege zu gehen oder nicht die herkömmlichen Produkte bzw. Dienstleistungen zu beauftragen, nimmt mehr Zeit in Anspruch und kostet unter Umständen im ersten Moment mehr Geld. Dennoch ging aus der Studie auch hervor, dass innovative Lösungen langfristig kostengünstiger, effizienter und somit vorteilhafter sind.

„Wir müssen Innnovation passieren lassen. Das braucht Zeit und Spielraum.“

Das Bedürfnis „Innovationen passieren zu lassen“ setzt eine andere Innovations- und Fehlerkultur voraus, als sie aktuell in vielen Beschaffungsstellen Bestand hat. Neue Wege zu gehen birgt gewisse Risiken, die unter anderem aus Unerfahrenheit und Nicht-Wissen resultieren. Fehler führen aber auch dazu, dass aus ihnen gelernt wird und sie zukünftig nicht mehr passieren (sollten). Darüber hinaus können Fehler auch zur Entwicklung von Innovationen führen. Viele Beispiele sind in der Medizin zu finden, wie die Entdeckung des Penicillins. Sir Alexander Fleming primäres Ziel war es nicht, ein Medikament zu erfinden, das gegen Bakterien wirkt. Ebenso wenig hatte Marie Curie bewusst nach Röntgenstrahlen gesucht. Es gibt viele weitere Beispiele, die deutlich machen, dass Fehler nicht per se schlecht sind, sondern zu guten, aber vielleicht unerwarteten innovativen Lösungen führen können.

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